Relationale Datenbanksysteme bieten ein hohes Maß an Datenunabhängigkeit, Datensicherheit und Datenkonsistenz und ermöglichen eine komfortable Verwaltung großer Datenmengen. Sie sind deshalb sehr weit verbreitet. Diese Systeme haben allerdings den Nachteil, daß sie meist nicht mit rekursiven Strukturen umgehen können. Da Rekursion in vielen Anwendungsgebieten eine wichtige Rolle spielt, gibt es einige Ansätze zur Integration rekursiver Konzepte in relationale Datenbanken. Ein solches Konzept ist die Recursive Union. Sie ist eine Erweiterung der Abfragesprache SQL und wird im Entwurf des möglichen zukünftigen Standards SQL3 eingeführt. Mit der Recursive Union hat man die Möglichkeit, von einer Menge von Reihen ausgehend, neue Reihen zu bilden. Dabei wird in jedem Rekursionsschritt ein Ausdruck ausgeführt, mit dem aus den aktuellen Ergebnisreihen neue abgeleitet werden können. Bei dieser Auswertung kann zwischen linearer und nichtlinearer Recursive Union unterschieden werden. Man kann die Berechnung zusätzlich beeinflussen durch Angabe einer Suchreihenfolge (Breiten- oder Tiefensuche), eines Kriteriums zur Zyklenerkennung und einer maximalen Anzahl an zu ermittelnden Lösungsreihen. In dieser Arbeit wird die Recursive Union auch mit einigen anderen Konstrukten verglichen, die Rekursion in Datenbanksprachen einführen. Bei einem Vergleich mit der allgemeinen transitiven Hülle auf Multimengen (vgl. [Eder90b]) kann festgestellt werden, daß die Recursive Union die Funktionalität der allgemeinen transitiven Hülle erfüllen kann. Allerdings besitzt die Recursive Union gegenüber der allgemeinen transitiven Hülle mehr Sprachkonstrukte und ist mächtiger. Der (X-Operator (vgl. [Agra87]) bietet die Möglichkeit der Zyklenerkennung, die bei der allgemeinen transitiven Hülle nicht vorhanden ist. Dieser Operator arbeitet aber nicht mit Multimengen. Auch die Funktionalität des X-Operators kann mit Hilfe der Recursive Union realisiert werden. Da die Recursive Union jedoch Multimengen und Aggregatfunktionen erlaubt, ist sie mächtiger als der X-Operator. Bei der Optimierung der Recursive Union, die bei einer Implementierung vonnöten ist, können einige Konzepte der allgemeinen transitive Hülle von Multimengen übernommen werden. Dabei geht es darum, Bedingungen auf das Ergebnis der Recursive Union in die Auswertung derselben hineinzubringen. Damit kann man die Anzahl der Zwischenergebnisse und damit die Ausführungszeit einschränken. Zu diesem Zweck kann zwischen einigen Attributklassen unterschieden werden, wie rekursive und nichtrekursive oder monotone und nichtmonotone Attribute. Eine brauchbare Implementierung der Recursive Union baut auf dem Prototyp IXPL/A*SQL (vgl. [Dobr91], [Pall93]) auf, der eine Erweiterung der allgemeinen transitiven Hülle darstellt. Dabei wird das neue Konstrukt nicht direkt in das Datenbankmanagementsystem integriert, sondern als Frontend dazu realisiert. Dies hat den Vorteil, daß die Implementierung relativ einfach und man nicht vom DBMS selbst abhängig ist. Allerdings müssen hier einige wichtige Teilaspekte eines DBMS reimplementiert werden.